Werkstatt im Couvent des Récollets (Paris, Frühjahr 2019)

Paris, Couvent des Récollets, 30. März 2019

In Paris laufe ich noch einmal die Orte meines Paris-Kapitels ab. Es ist sehr warm, der erste wirklich warme Tag in diesem Jahr. Im »Trocadéro« immer noch Aschenbecher mit Campari-Werbung. Die Balkone auf den Pfeilern von Pont Neuf: Ein Knie auf der Steinbank und ihre Hand von rechts. In einem bestimmten Moment (vor dreißig Jahren) war alles richtig. Jardin du Luxembourg: Der Kies auf den Plätzen und Wegen des Parks ist irgendwie weniger Kies, es gibt mehr Dreck und Staub statt wirklichen Kies, es fehlt das Feste, Körnige, Knirschende von damals unter den Füßen, aber gerade das, das Geräusch der Schritte im Kies war ja die Voraussetzung für … alles. Weshalb das Gedicht amor/tumor, zum Beispiel, heute nicht mehr entstehen könnte. Auch mich von damals gibt’s nicht mehr, aber die alte Empfindlichkeit für das Geräusch der Abwesenheit. Eigentlich hab ich keine Zeit mehr, hier stundenlang herumzulaufen, ich muss die Rohfassung des Sterns beenden, aber wie immer sträubt sich etwas, die warme Höhle der Arbeit zu verlassen. Höhle aus Bleistiften, Ringblöcken und Notizbüchern.


Bild links:
Meine Werkstatt im Couvent des Récollets.

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