Menschenkunde

Menschenkunde

Gedichte von Andreas Koziol, herausgegeben von Lutz Seiler in Zusammenarbeit mit Henryk Gericke

Inhalt

Im Juli 2021 habe ich an Andreas Koziol geschrieben und ihn um neue Texte gebeten. Seine Gedichte und Essays hatte ich immer bewundert, aber inzwischen war schon lange nichts mehr zu lesen gewesen von ihm. Über dieses Vermissen (fast ohne Pathos nenne ich es „Sehnsucht nach Texten von AK“) hatte ich in jenem Sommer mit Henryk Gericke gesprochen, der mit Koziol befreundet war. Wir waren uns ganz einig darin, dass Andreas Koziol zu den Großen seiner Generation gezählt werden musste. Seine Poesie war einzigartig und elegant, „er entwickelte und verfeinerte Verfahren wörtlicher Kurzschlüsse und semantischer Irrläufer im Reagierenlassen von ausgelaugten Metaphern, ideologischen Phrasen und umgangssprachlichen Wendungen, die auf ihren Dingbezug entkleidet wurden“, so Peter Geist, der auch auf jenen funkenschlagenden Gebrauch uns vertrauter Strukturen wie Reim und Strophe verweist, die im Spannungsfeld von Benennen und Benanntem jenes „Letterleuchten“ (Andreas Koziol) erzeugen, das in den Farbtönen des Witzes, der Trauer und der Ironie sein betörend flirrendes, tänzerisches Spiel treibt. Henryk Gericke war es schließlich auch, der mich ermutigt hat zu jenem vielleicht eher ungewöhnlichen Schritt, mich direkt an Andreas zu wenden – eine etwa zwei Jahre andauernde Korrespondenz begann, die schließlich die Verfertigung jenes Manuskripts zur Folge hatte, das jetzt, wunderbarer Weise, als Buch erscheinen kann. Menschenkunde ist zugleich ein Vermächtnis, denn Andreas starb kurz nach Fertigstellung des Manuskripts.
— Lutz Seiler

Autor

Andreas Koziol, geboren 1957 in Suhl, studierte Theologie in Naumburg und Berlin. Bis 1990 war er Mitherausgeber der wichtigen Untergrundzeitschriften ariadnefabrik(1986–1990, mit Rainer Schedlinski) und Verwendung (1988–1990, mit Egmont Hesse und Ulrich Zieger). Er arbeitete als Briefträger, Totengräber, Heizer und Hauslehrer. 1990 gehörte Andreas Koziol zu den Mitbegründern des Autorenverlags Druckhaus Galrev, an dem er bis 1992 mitarbeitete. Zu seinen über
15 Büchern und Künstlerbüchern gehören »Mehr über Rauten und Türme« (Aufbau 1991), »Bestiarium Literaricum« (Galrev 1991), »Sammlung« (Galrev 1996) und »Lebenslauf« (Galrev 1999); hinzu kommen zahlreiche Übersetzungen bzw. Nachdichtungen aus dem Russischen, Ungarischen und Englischen. Andreas Koziol starb 2023 in Berlin.

Bibliografische Angaben

kookbooks, Reihe Lyrik Band 88
88 Seiten
gestaltet von Andreas Töpfer
ISBN: 978-3-948336-25-7

Buch bei kookbooks

Stimmen

»Der Dichter Andreas Koziol hat einen Namen und ist doch ein unbekannter Meister.«
Henryk Gericke, Faust Kultur

»So möchte ich loben: Andreas Koziols anhaltende Kraft, gegen das, was er als falschen Schein erlebt, das Schreiben zu lenken. Seine verlässliche Unbeirrbarkeit, aus Gegenwelten poetische Entgegnungswelten zu entwickeln.«
Ingrid Sonntag, Laudatio zur Eugen-Viehof-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859

»Seine Sprache pendelt zwischen dem „Einreden“ und dem „Ablauschen“ — … Phantasie und manische Assoziationsketten auf der einen Seite und Demut des Sehers, dem die Wirklichkeit Wahrheit einflüstert, auf der anderen Seite sind die Pole, die seine Sprachwelt begrenzen.«
Kristin Schulz

»Ihm gelingen da Gedichte, die, scheinbar noch in literarischer Maske daherkommend, die ganze Skala der kaum auf schlüssige Begriffe zu bringenden gesellschaftlichen Konfliktlage treffen — „zeichen, daß der gesamten einheimischen ‚letterlage‘ eine empfindliche änderung bevorsteht“.«
Gerhard Wolf

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